|Rezension| Möge die Stunde kommen (Die Clifton-Saga 6) – Jeffrey Archer

Niemand konnte wissen, wie lange es dauern würde, bis er sich von dem letzten Begräbnis, das er besucht hatte, erholen würde. (S. 285)

Details

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Erstausgabe: September 2017

Verlag: Heyne

ISBN: 978-3-641-20444-0

Seiten: 592

Genre: Roman

Klappentext

Für die Familien der Cliftons und Barringtons, deren Wege seit Jahrzehnten miteinander verbunden sind, kommen schwere Stunden. Giles Barrington setzt seine Karriere als Politiker für eine große und gefährliche Liebe aufs Spiel, während Emma Clifton eine schwere Entscheidung treffen muss, die für ihren Mann Harry alles verändern könnte. Doch dann erfolgt ein Schicksalsschlag, mit dem niemand gerechnet hat …

Rezension

Achtung: Es handelt sich hierbei um eine Rezension des 6. Teils der Clifton-Saga. Wer die vorherigen Bände noch nicht gelesen hat, sollte die folgende Rezension ggf. nicht lesen auch wenn ich versuche Spoiler zu vermeiden.


Ich liebe Jeffrey Archer und seine Clifton-Saga! Das musste ich noch kurz loswerden. Fangirl-Modus aus. Ok, nicht aus, aber zumindest etwas runtergeregelt. 😇

Nun aber zu dem 6. Teil der Clifton-Saga von Jeffrey Archer, Möge die Stunde kommen. Wie immer hat der sogenannte „Meister der Cliffhanger“ auch Teil 5 mit einem solchen beendet und hat uns Leser, mal wieder, verzweifelt nach der Fortsetzung lechzen lassen. Ich persönlich habe mir gedacht „Komm, warte doch bis Teil 7 auch veröffentlicht wird, dann schlägst Du zwei Fliegen mit einer Klappe.“ – sehr clever, oder? Tja… dafür durfte ich nur noch länger warten und war umso versessener darauf die Bücher zu lesen. Außerdem habe ich so lange gewartet, dass ich tatsächlich noch einmal schnell Band 5 zur Auffrischung lesen musste bevor es losging.

Jeffrey Archer ist ja ein netter, deswegen hat er für diejenigen, die vorher nicht nochmal den letzten Teil gelesen haben, extra den Prolog des Vorgängers wiederholt und so einen direkten und lückenlosen Einstieg in die Geschichte ermöglicht, die auch sogleich den Cliffhanger entschärft.

Auch in diesem Teil begegnen uns wieder altbekannte und lieb gewonnene Charaktere: Es beginnt mit Emma Clifton, die nach dem Ende des aufsehenerregenden Gerichtsprozesses gegen sie mit Barrington Shipping etwas in den Hintergrund tritt. Stattdessen öffnen sich für Emma neue Türen, sie übernimmt den Vorsitz eines renommierten Krankenhausverbandes, schlägt neue Wege in der Politik ein und wirkt trotz der unzähligen Aufgaben, die sie sich auferlegt, wie jemand, den nichts unterkriegen kann.

In sehr kurzer Zeit hatte sie lernen müssen, gleichsam mit drei Bällen zu jonglieren, und zum ersten Mal in ihrem Leben gab es Momente, in denen sie sich fragte, ob sie sich zu viel aufgeladen hatte. (S. 322)

Ihr Mann, Harry Clifton – im übrigen mein unangefochtener Lieblingscharakter hier – verfolgt unterdessen weiterhin den Kampf für den inhaftierten Autor Anatoli Babakow, welcher ein ungeahntes Ende nimmt. Giles Barrington hat eine folgenschwere Entscheidung zwischen Liebe und seiner Karriere als Politiker zu treffen und ahnt nicht, worin er sich verstrickt, als er sich gegen die Stasi wendet.

Der sich im letzten Teil verstärkt ankündigende Generationenwechsel wird in Band 6 nun weiter verfolgt, indem Sebastian Clifton und sein Umfeld eine immer wichtigere Rolle in der Erzählung übernehmen. Nachdem er im letzten Teil die Trennung von Samantha verarbeiten musste, scheint er nun aus seinen Fehlern gelernt zu haben und entwickelt sich zu einem angesehenen und erfolgreichen Banker, der loyal seinen Freunden zur Seite steht, eine neue Liebe erfährt, Tiefpunkte und Kämpfe erlebt und nebenbei seinen Eltern immer mit Rat zur Seite steht. Wird auch Sebastian endlich sein Glück finden?

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Doch die Clifton-Saga käme nicht ohne die unzähligen Widersacher der Familien Barrington und Clifton aus, welche sich nun gegen Sebastian wenden und nicht bereit sind nachzugeben. Hier darf natürlich Lady Virginia Fenwick nicht fehlen, die nun schon seit Teil 3 eine gefürchtete Gegnerin ist. Auch in diesem Buch findet sie immer neue Wege, um zu manipulieren und zu intrigieren, doch richten sich ihre Machenschaften ausnahmsweise gegen jemand anderen – dies hat zur Folge, dass ein Zusammenhang zu den Hauptfiguren nur indirekt besteht.

Wie immer schafft Jeffrey Archer es auf beispiellose Art und Weise die Familiengeschichte mit Ereignissen aus dem tatsächlichen politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen zu verknüpfen. So erhalten in diesem Buch u.a. Margaret Thatcher, die am Beginn ihrer Karriere und noch weit davon entfernt steht zur „eisernen Lady“ zu werden, wie auch Walter Scheel eine Rolle. Eine wichtige Rolle kommt jedoch auch dem geteilten Deutschland und der Machtstellung der Stasi zu.

Der Bus fuhr die wenigen Hundert Meter durch das Niemandsland – ein mehrere Quadratkilometer großer Brachstreifen, auf den keines der beiden Länder Anspruch erhob – und hielt schließlich an der Grenze zum amerikanischen Sektor. Karin zitterte noch immer, als ein US-Marinesergeant den Bus betrat. (S. 121)

Der Schreibstil Archers ist flüssig und lässt sich super lesen. Packende Dialoge und die einzigartige (und bewundernswerte) Redegewandtheit der Charaktere, allen voran Harry Clifton, lassen die Geschichte nur so dahin fliegen. Es wird wie in den Vorgängern aus verschiedenen Perspektiven berichtet, wobei die Figuren dieses Mal in viele unterschiedliche Handlungen verstrickt sind und nicht so viele Fäden zusammengeführt werden wie sonst. Was die Spannung angeht, so finde ich, dass dieses Buch seinen Vorgängern in nichts nachsteht – rückblickend habe ich jedoch das Gefühl, dass die Geschichte ein bisschen als Lückenfüller zwischen Teil 5 und dem finalen siebten Band dient. Das liegt einfach daran, dass so unglaublich viele Geschehnisse in diesem Buch aneinandergereiht werden, wobei sich einige im Endeffekt als für das große Ganze nebensächlich erweisen.

Das tut dem Leseerlebnis jedoch keinen Abbruch. Mir persönlich hat es ausgesprochen gut gefallen, wie Jeffrey Archer Politik, Familie, Drama, Liebe, Intrigen, Kriminalität und Machtkämpfe mit historischen Ereignissen verwebt – diese Art ist einfach einmalig!

Es braucht eine heroische Gestalt, um die Geschichte neu zu schreiben, damit spätere Generationen die Wahrheit kennen und die Früchte dieser Opfertat genießen können. (S. 556f.)

Fazit

In Teilen vielleicht schwächer als die vorangehenden Bücher, jedoch hat Jeffrey Archer es wieder mal geschafft eine fantastische Fortsetzung zu schreiben, die natürlich am Ende erneut einen Cliffhanger bereithält.

Die altbekannten Charaktere lassen ein Gefühl des Nachhausekommens entstehen und führen den Leser immer tiefer in die mittlerweile über vierzigjährige Geschichte der Familien Clifton und Barrington. Ich habe mitgefiebert, getrauert, geliebt und gehofft und freue mich tierisch auf Teil 7 – auch wenn ich dann schweren Herzens Abschied nehmen muss.

Eure

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2 Kommentare zu „|Rezension| Möge die Stunde kommen (Die Clifton-Saga 6) – Jeffrey Archer

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