|Rezension| Winter eines Lebens (Die Clifton-Saga 7) – Jeffrey Archer

Sanft war sein Leben, und so mischten sich
Die Elemtent' in ihm, dass die Natur
Aufstehen durfte und der Welt verkünden:
Dies war ein Mann!" (S.590)

Details

IMG_20180422_182348Erstausgabe: Januar 2018

Verlag: Heyne

ISBN: 978-3-453-42177-6

Seiten: 590

Genre: Roman

Klappentext

Für die Cliftons und Barringtons kommt die Zeit, in der sich die verschlungenen Wege der beiden Familien und vielen Generationen zum letzten Mal kreuzen. Während für Giles Barrington und seine Frau Karin das Glück auf Messers Schneide steht, scheinen Harry und Emma Clifton am Gipfel ihrer Karrieren zu stehen. Doch dann melden sich alte Feinde zurück und das Spiel des Schicksals kommt zum tragischen Finale …

Rezension

Achtung: Es handelt sich hierbei um eine Rezension des 7. Teils der Clifton-Saga. Wer die vorherigen Bände noch nicht gelesen hat, sollte die folgende Rezension ggf. nicht lesen auch wenn ich versuche Spoiler zu vermeiden. Meine Rezension zu Teil 6 findet ihr hier [KLICK].


Es ist soweit… der finale Teil der Clifton-Saga. Ihr Lieben, ihr wisst (noch) nicht so viel von mir, daher muss ich euch etwas gestehen: Es kommt sehr selten vor, dass mir bei einem Buch (oder auch Film/Serie) die Tränen kommen – doch Jeffrey Archer hat es zum Ende seiner siebenteiligen Saga geschafft, dass mir für einen kurzen Moment die Tränen durch’s Gesicht kullerten.

Ich weiß gerade nicht wie und wo ich anfangen soll. Im Verlauf von sieben Büchern habe ich die Familien Clifton & Barrington über knapp 70 Jahre begleitet, Höhen und Tiefen erlebt, Feinde geschlagen, Intrigen überwunden und Liebe erfahren. Diese Reise war einfach wundervoll und es fällt mir schwer damit abzuschließen, auch wenn Jeffrey Archer in diesem Fall keinen Cliffhanger liefern konnte, sondern seinen Lesern ein berührendes Ende bietet.

Trotz allem, muss ich natürlich ehrlich zu euch und zu mir selbst sein, weshalb ich euch nun erörtere, warum dieser siebte Teil zwar ein fantastisches Ende ist, im Großen und Ganzen jedoch nicht so überzeugend wie die Vorgänger war.

Wie immer steigt Mr. Archer schnell in die Story ein und führt den Cliffhanger aus Teil 6 zu einem erlösenden Ende. Schnell ist auch das passende Stichwort für die Beschreibung dieses Buchs. Die Geschichte schreitet einfach rasend schnell voran. Die Ereignisse fliegen nur so vorbei und im Nu sind zehn, fünfzehn Jahre vergangen.

Einen Großteil dieser Jahre wird, wie könnte es anders sein, von Wahlen und Geschehnissen in den politischen Karrieren der beiden Familienmitglieder Lord Giles Barrington und Lady Emma Clifton eingenommen. (Jeffrey Archer kann einfach seine eigene politische Vergangenheit nicht verleugnen.) Dieses Mal steht jedoch vermehrt Emma im Mittelpunkt, da Giles‘ Karriere vor dem Aus steht, als die von Emma unterstützte Margaret Thatcher die Position der Premierministerin erreicht und Emma eine eigene politische Zukunft in Aussicht stellt.

Mein (nicht wirklich) heimlicher Liebling, Harry Clifton, tritt im Verlaufe der Geschichte leider eher sporadisch auf. Als Unterstützer, Ratgeber und weises Familienoberhaupt, der sein Ziel, ein Buch zu schreiben, was ihn selbst überdauern würde, zu erreichen versucht – bis ihn am Ende ein Schicksalsschlag trifft, von dem er sich vielleicht nicht erholen wird.

‚An dir ist nichts durchschnittlich, Harry Clifton, und ich habe sowieso die Absicht, etwa zwei Wochen nach dir zu sterben.‘ – ‚Warum gerade zwei Wochen?‘ – ‚Ich will nicht, dass das Haus unaufgeräumt ist, wenn der Pfarrer kommt.‘ (S.486)

Stattdessen rückt dieses Mal Lady Virginia Fenwick in den Vordergrund. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass sich mind. die Hälfte des Buches um sie dreht. Das ist im Grunde nicht schlimm, da ihr persönliches Drama extrem unterhaltsam ist – trotzdem fand ich es schade, da ich sehr gerne viel mehr von dem fantastischen Charakter Harry gehabt hätte. Virginia scheint dieses Mal jedoch wirklich in die Enge getrieben zu sein, ihr Gebilde aus Lügen und Intrigen beginnt zu bröckeln und langsam aber sicher zusammen zu brechen. Doch trotz ihres mittlerweile höheren Alters schafft sie es immer wieder sich wie eine Schlange dem Griff ihrer Gegner zu entwinden, bis es zu einem letzten Showdown kommt.

Auch die ehemaligen und doch ewigen Widersacher, Desmond Mellor und Adrian Sloane, erhalten erneut ihren eigenen Handlungsstrang. Nach und nach ziehen sie sich gegenseitig den Boden unter den Füßen weg, was in einer steten Spirale nach unten endet. Ewig dem Streben nach Macht, Reichtum und Rache verfallen endet ihre Geschichte ungewohnt drastisch und krasser, als für Archer üblich.

Sebastian Clifton, eigentlich ein Hauptcharakter, spielt dabei in den Machenschaften rund um Mellor, Sloane und Virginia eine Nebenrolle als unfreiwilliger und unwissender Retter, der einerseits das Schicksal der beiden Männer auslöst und andererseits in letzter Sekunde fast das tragische Ende Mellors aufgehalten hätte. Generell wurde mir Sebastian leider etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt, auch wenn es überraschende Wendungen in seinem beruflichen Leben gibt und er weiterhin mit verschiedensten Hindernissen zu kämpfen hat.

Der nächste Brief, den Jessica von der Slade erhielt, war vom Rektor unterschrieben. Die Wörter „zweite Ermahnung“ waren energisch unterstrichen. (S.300)

Ich muss zugeben, es war erfrischend, als zur Abwechslung mal alltäglichere Probleme zur Sprache kamen. Zum Beispiel als Giles‘ Frau Karin einen Marathon läuft oder Jessica Clifton einen heimlichen Freund hat, der sie einige fragwürdige Entscheidungen treffen und ihre rebellische Phase als Teenager voll ausleben lässt. Ganz ehrlich, sosehr ich die Familie Clifton und auch die Barringtons liebe – manchmal sind sie einfach zu perfekt. Da hat es mich doch sehr gefreut, dass der Alltag auch vor einer solchen Familie nicht zurückschreckt.

Zum Teil fiel es mir schwer, die Charaktere so zu lesen wie sie mittlerweile sind: In der Blüte oder am Ende ihres Lebens stehende Persönlichkeiten, die viel durchgemacht haben, daraus gewachsen sind und einfach wissen, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Dadurch, dass man die verschiedenen Protagonisten ihr ganzes Leben lang begleitet hat, sieht man immer noch die nach höherem strebenden Jugendlichen vor sich und nicht die über vierzig- (Sebastian) bzw. über sechzigjährigen (Harry, Giles, Emma), die sie nun sind. Als Giles und Karin bspw. zwanzig Jahre nach ihrer geglückten Flucht aus Ostberlin endlich und ungläubig den Fall der Mauer feiern, wird man selbst emotional und blickt auf die gemeinsamen durchlebte Zeit zurück, die doch viel zu schnell verging.

Danach rief er drei Menschen an, mit denen er noch nie gesprochen hatte: Den Lordkanzler, die Premierministerin und Sir Harry Clifton.

Der Erste brach zusammen […], während die Zweite sofort ihren Terminplan freiräumte […]. Doch der Anruf, den er am meisten fürchtete, war derjenige, den er bis zum Schluss aufgeschoben hatte. (S.560)

 

Fazit

Ein Roman, der mich wieder einmal berührt hat. Jeffrey Archer hat mich mitgerissen, rätseln und mein Herz schneller schlagen lassen, er hat mich zum lächeln gebracht, mich nachdenklich gestimmt und einfach so viel gelehrt.

Dafür, dass wir als Leser das ganze Leben mit den Hauptcharakteren geteilt haben, kamen mir diese in dem finalen Teil der Clifton-Saga jedoch manchmal zu kurz. Hier hätte ich mir einen größeren Fokus auf Harry gewünscht und gerade das Ende hätte so viel länger sein können. Ich habe Emma und Harry, Giles, Sebastian, Samantha und Jessica ins Herz geschlossen und so viel mit ihnen durchgemacht… und dann reißt diese Familiengschichte einfach so ab. Dies hat mir tatsächlich ein wenig weh getan.

Jeffrey Archer schafft es trotzdem, seine Leser mit unerwarteten Wendungen zu überraschen und lässt seine Clifton-Saga in einem unglaublich herzzereißenden Finale gipfeln, mit welchem ich so nie gerechnet hätte und das mich letztendlich hat aufschluchzen lassen und mit Tränen in den Augen zurückgelassen hat.

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→ Wann hat euch das letzte Mal das Ende eines Buches so berührt und wie gut könnt ihr mit Buchreihen abschließen, die euch so lange begleitet haben?

Eure

Unterschrift

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